Ein Ferment aus dem Reich der Mitte
Fermentieren gehört für mich zu den faszinierendsten Methoden der Vorratshaltung. Man nimmt einfach nur Wasser, Salz, ein paar Gewürze – und ein kleines Wunder geschieht: Aus einfachem Gemüse wird ein aromatisches, haltbares Lebensmittel voller Geschmack und Lebendigkeit.
Diesmal habe ich mich an eine Spezialität aus der chinesischen Provinz Sichuan gewagt: Sichuan Pickles. Dort gehören sie wie selbstverständlich auf den Tisch – als Beilage, Snack oder zum Verfeinern von Suppen und Pfannengerichten.
Das Besondere: Sie werden in einer starken Salzlake von rund 8 % angesetzt. Diese hohe Konzentration bremst unerwünschte Mikroorganismen aus und gibt den Milchsäurebakterien den perfekten Raum, sich durchzusetzen.
Und natürlich dürfen die typischen Aromen nicht fehlen: Sichuanpfeffer, der dieses unvergleichlich prickelnde Taubheitsgefühl auf der Zunge hinterlässt, dazu getrocknete Chilis, Sternanis, Knoblauch und Ingwer. Schon beim Öffnen des Glases steigt einem ein Duft entgegen, der sofort Lust auf den ersten Bissen macht.
✨ Mein Fazit
Mein erstes Glas Sichuan Pickles war ein voller Erfolg.
Die Kombination aus knackigem Gemüse, feurigen Chilis und dem elektrisierenden Sichuanpfeffer ist etwas völlig anderes als die gewohnten europäischen Sauergemüse.
Es ist nicht nur eine Beilage, sondern ein kleines Erlebnis bei jedem Bissen. Und das Beste: Dieses Glas lebt weiter – ich kann es immer wieder mit frischem Gemüse auffüllen, und die Aromen werden von Mal zu Mal intensiver.
Vielleicht habt ihr jetzt auch Lust bekommen, euch an diese traditionelle Fermentation zu wagen. Es lohnt sich – versprochen! 🌶️🥢
Rezept

Sichuan Pickles (2,5-Liter-Glas)
Zutaten
- 2 Liter abgekochtes Wasser
- 160 g Salz ergibt 8 % Lake
- 50 ml Wodka oder Reiswein optional, gegen Schimmel
- 1 kleiner Chinakohl in mundgerechten Stücken
- 2-3 Karotten in dünne Scheiben
- 1 Stück Rettich oder Kohlrabi in Scheiben schneiden
- 1-2 2 Gurken
- 4-6 Knoblauchzehen
- 1 Stück Ingwer daumengroß, in Scheiben
- 4-6 getrocknete Chilis gern mehr, je nach Schärfetoleranz
- 1-2 Sternanis
- 1-2 Lorbeerblätter
- 1 TL Sichuanpfefferkörner
Anleitungen
- Salz im abgekochten, abgekühlten Wasser auflösen, Reiswein zufügen.
- Glas gründlich auskochen oder heiß ausspülen.
- Gewürze auf den Boden geben.
- Gemüse putzen, ggf. in Stücke schneiden, ins Glas schichten.
- Mit der Salzlake auffüllen, alles muss unter Wasser sein (mit Gewicht beschweren).
- Bei Zimmertemperatur 3–7 Tage fermentieren lassen.
- Nach Geschmack probieren: leicht sauer und würzig ist perfekt.
- Danach kühl lagern – oder gleich genießen.
Notizen
- 👉 Tipp fürs Nachfüllen: Wenn du neues Gemüse ins Glas gibst, pro 200–300 g etwa 1 Teelöffel Salz direkt in die Lake geben. So bleibt die 8-%-Konzentration stabil.
- Schmeckt pur, zu Reisgerichten oder als würzige Einlage in Suppen.
⚠️ Wichtiger Hinweis zu Bohnen im Ferment
In vielen Rezepten aus Sichuan sieht man, dass lange Bohnen roh mit ins Ferment-Glas gegeben werden.
Achtung: Das gilt nicht für die üblichen Bohnen in Deutschland (Phaseolus vulgaris)!
- Diese enthalten das Eiweiß Phasin, das roh giftig ist.
- Fermentation zerstört Phasin nicht – auch nach Wochen bleiben die Bohnen giftig.
- Nur gründliches Kochen (mind. 10–15 Minuten sprudelnd) macht deutsche Bohnen essbar.
👉 Deshalb:
- Keine rohen deutschen Bohnen fermentieren!
- Wer authentisch chinesisch fermentieren möchte, sollte nur die speziellen asiatischen langen Bohnen (Vigna unguiculata subsp. sesquipedalis) verwenden, die in Asialäden erhältlich sind.
✅ So bist du auf der sicheren Seite und kannst dein Ferment unbesorgt genießen.